Aktuelle Weinanbauflächen

Die ca. 40 Nebenerwerbswinzer am Kalbenstein bauen Stand 2004  14.6 ha Flächen Wein an, nach Sorten sind dies:

  • 5,6 ha Müller-Thurgau,
  • 8,1 ha Silvaner und
  • 0,4 ha Riesling
  • 0,07 ha Johanniter.
  • 0,5 ha kleinere Mengen an Sorten wie Bacchus, Spätburgunder, Portugieser, Domina, Regent, Acolon und Traminer. 



Die Geschichte des Winzerdorfes Gambach

 

Da der Weinbau schon mit der Besiedlung durch die Franken von Westen her in unsere Gegend gelangte, entstanden hier am Kalbenstein vermutlich bereits um 400 bis 600 nach Chr. die ersten Weinberge. Vor genau 700 Jahren, im Jahre 1306, war diese Lage bereits so bekannt, dass Graf Ludwig von Rieneck sich 7 Weinberge kaufte und dem Kalbenstein so zu seiner ersten urkundlichen Erwähnung verhalf. Auch das Hochstift zu Würzburg wusste bereits im Jahr 1382 den Gambacher Wein zu schätzen, denn beim Verkauf  des Amtes, der Stadt und der Burg Gemünden an die Vögte zu Rieneck blieben die Gambacher Weinberge ausdrücklich ausgenommen. 1610 war es dann die Freifrau von Stein (Hessen), die Gemahlin Daniels von Thüngen, die diesen Wein schätzte und deshalb das Domkapitel Würzburg um die zollfreie Ausfuhr von 6 Fuder (50 hl) Gambacher Weines als Haustrunk bat.

Auf dem Höhepunkt des Gambacher Weinbaus fand man die Weinberge über den Kalbenstein hinaus in Richtung Gemünden bis zum Dachsberg, in Richtung Karlstadt durchgängig bis zum Hirschfeld und auch an den Hängen um den Gambacher Talkessel. Starke Einschränkungen brachte zunächst ein riesiger Felsabbruch im Jahr 1878, der das so genannte Edelweiß entstehen ließ, und um 1900 das erste Auftreten von Reblaus und Peronospera. Diese Krankheiten, die man damals als „Beschiss“ bezeichnete, vernichteten einen großen Teil der Anlagen. Es überlebten die Weinberge hier am Rother Berg / Kalbenstein und auch an der „Hundsnase“ in Richtung Gössenheim. In dieser Zeit kam es erstmals zu der polizeilichen Anordnung die Weinberge zu spritzen. Da auch Kontrollen durchgeführt wurden, behalfen sich die damals wirklich armen Weinbauern damit, die äußersten Stöcke mit Waschbläu zu besudeln. Es handelte sich dabei um Kupferfedrilon, das man mit Kalk vermischte. Die Polizei war zwar zufrieden gestellt, den Weinstöcken allerdings half diese Behandlung nichts.

Entwicklung des Anbaus:

Seit je her erforderte der Weinbau am Kalbenstein intensive Handarbeit. Unvorstellbare Mühen haben sicherlich die Trockenmauern gekostet, die dem Berg die Grundlagen für den Weinbau gaben: sie hielten das spärliche Land am Berg, sorgten für die bessere Begehbarkeit und schützten auch vor dem Abschwemmen. Die mühseligste Arbeit war das Umbrechen des Bodens, das man mit einer 2-zackigen Hacke vornahm.  

Die Reben selbst wuchsen in der so genannten Pfahlerziehung. Mit einem dünnen Eichenpfahl  stabilisierte man den Rebstock, zwei weitere – zu beiden Seiten etwa 30 cm vom ersten entfernt – nutzte man zum Niederbinden jeweils 1 Rebe. Als Bindematerial dienten hierfür Weidenruten. Gewässertes Korn-Stroh nutzte man dann zum Zusammenbinden der stetig wachsenden Fruchttriebe, um Sie vor einem Abbrechen zu schützen.

Die einzelnen Rebsorten gab es damals nicht sortenrein, sondern gemischt , im so genannten „Fränkischen Satz“. Diese Mischung sollte immer einen Mindestertrag und natürlich einen geschmackvollen Wein sichern.

Grundsätzliche Änderungen im Anbau stellten sich erst in den Nachkriegsjahren ein: Die „Erfindung“ von Drahtanlagen ermöglicht heute eine weitaus effektivere Reberziehung  und bessere Laubarbeit. Sorten werden heute artrein gepflanzt und meistens auch entsprechend als Wein ausgebaut. Während in vielen Weinanbaugebieten für eine wirtschaftlichere Anbauweise Flurbereinigungen unternommen wurden, blieben hier am Kalbenstein die historischen Strukturen erhalten, mit ihnen allerdings auch die Handarbeit und eine vernichtende Rentabilität. Viele Anbauflächen bleiben dauerhaft begrünt, um die Arbeit in Grenzen zu halten, auf die Entwicklung der Reben wirkt sich dies allerdings negativ aus. Die Gefahr der Verbuschung dieser Terrassenanlagen infolge der Stilllegung  von Weinbauflächen stellt sich gerade in dieser Jahren sehr akut.

Positiv wirkt sich die arbeitsintensive Lage allerdings in der Weinqualität aus. Zum ohnehin sehr milden und regenarmen Klima wirkt der Main als temperaturausgleichend und intensiviert das Sonnenlicht. Die Trockenmauern des Südhangs speichern die Wärme und helfen so der Sonne bei ihrem Bemühen um die bestmögliche Weinqualität.

 

Ein historisches Pflanzbeispiel vom Fränkischen Satz finden Sie im historischen Weinberg unterhalb der Weinbergskapelle.

 

Etwas einmaliges in den Weinbergen am Kalbenstein stellt das Gelände der Universität Würzburg dar. Bereits 1905 erwarb hier Prof. Gregor Kraus einen ehemaligen Weinberg, auf dem 1924 die sogenannte Uni - Hütte erbaut wurde. War es zunächst die Erforschung des Kleinklimas und des Mainfränkischen Trockenrasens auch durch Prof. Otto Volk, so konzentrierte sich um 1945 Prof. Burgeff auf die Vermehrung von Orchideen und die Erforschung des Gasaustausches der Pflanzen. Der Beziehung zu Gambach verdankten die botanischen Anlagen zudem das Überleben, denn diese konnten noch in den Morgenstunden des 16. März 1945 nach Gambach ausgelagert werden. Unterbringungsort war die alte Fabrik am ehemaligen Bahnhof. Prof. Burgeff selbst verlegte nach der Zerstörung Würzburgs seinen Wohnsitz in die Universitätshütte hier am Kalbenstein.